Freude, Enttäuschungen, Emotionen, Verzweiflung.....aber auch ein heftiges Unwetter (das leider die weltweite Übertragung dieses Events stark eingeschränkt hat)....alles hatte dieses Night Race zu bieten. Obwohl, wie ich zumindest finde, könnten sich eigentlich alle Teilnehmer als Sieger fühlen. Es ist wahrscheinlich eine Sache der eigenen Zielsetzung, der eigenen realistischen Einschätzung.........und jeder im ersten Moment Enttäuschte könnte sich selber hinterfragen: „Habe ich wirklich alles in meiner Macht gestandene getan, dass es unterm Strich doch nur für dieses Ergebnis gelangt hat ?“
Dieser Rennbericht wird heute einmal aus der Sicht der jeweiligen Teams niedergeschrieben. Nach dem Rennen habe ich bei den Teams ein wenig nachgefragt – und zusammen mit den mir gewonnenen Eindrücken ist folgendes dabei heraus gekommen:
Team Metris:
Auch heuer wieder die Messlatte in der LMP Night Race Serie. Aber..........ihr Vorsprung ist geschmolzen – mehr als ihnen lieb ist. In den ersten beiden Läufen wechselte die Führung mehrmals hin und her. Schlußendlich muss man aber sagen – die taktische Einteilung ihres Rennens (welche sie sich über Jahre hinaus in den unterschiedlichsten Rennserien erarbeitet haben) war sicherlich der Schlüssel zum Erfolg. Die Fahrerzusammensetzung mit Mike und Andi ist seit Jahren ein eingespieltes Team – und beide tragen auf ihre Art für den Erfolg bei. Mike ist sicherlich der Nr. 1 Fahrer – er hat wirklich dieses Gen in sich, diese Extrazehntel herausdrücken zu können – und unter Druck verliert er auch nicht die Nerven und hat noch Steigerungspotenzial. Er wächst also mit der ihm gestellten Herausforderung.
Bei Andi ist mir gestern seine enorme Konstanz aufgefallen – dieser Kerl spurt ja fast nicht aus. Er hat eine ausgesprochen gute Selbsteinschätzung sein fahrerisches Können betreffend und kann es auf den Punkt abliefern. Ein überfahren seines Fahrzeuges wirst du bei ihm nicht sehen.
Trotzdem – Metris muss zulegen. Nicht nur Gamma und die üblichen Verdächtigen sind näher gekommen – auch von ganz anderen Seiten kommen bereits Kampfansagen an dieses Team.......lasst euch überraschen...............
Gamma Racing
Also mit Marko ist Christian ein toller Schachzug gelungen. Zusammen mit diesem Fahrer kann der Meistertitel nur das Ziel sein. Es gelang ihnen Metris bis zum letzten Lauf keine ruhige Minute zu gönnen – erst dann hat die Performance ihres eingesetzten Autos nachgelassen – vielleicht hat sich, durch die natürlich immer stärker abgefahrenen Reifen ihre zurückgelegte Wegstrecke, zu ihren Ungunsten verändert. Nach dem Rennen konnten sie keinen Fehler an ihrem Auto entdecken, auf den die nachlassende Leistung zurück zu führen gewesen wäre.
Und ich wette – bis zum nächsten Lauf wird dieses Team ordentlich nachlegen. Sie haben ein ausgezeichnetes Netzwerk zu anderen internationalen Rennställen und ein sicherlich durchgeführter Gedankenaustausch wird auch hier Früchte tragen.
Scuderia MD
Bei Dieter und Jubi hat sich etwas geändert – und zwar die Leistungsentfaltung ihres Audis über die Distanz gesehen. Bisher haben sie immer stark angefangen – und sind dann im Rennverlauf eigentlich immer langsamer geworden. Diesmal war es konträr dazu. Schwacher Beginn – und am Schluß haben sie ein Feuerwerk an schnellen Runden in die Bahn gebrannt. Aus der Analyse dieses Rennens werden sie hoffentlich die richtigen Schlüsse ziehen.
Atemberaubend war Jubis Lauf auf Grün – sie fuhr dermaßen entfesselt, dass sie entgegen Dieters sonstiger ruhiger Art, ihn zu lautstarker Unterstützung animierte. Eine Runde Vorsprung auf Gamma und Metris waren die Folge.
Oldies
Rudi und Michael – ihr habt das Beste aus der kurzfristigen Zusammenlegung eurer beiden Rennställe gemacht. Trotz Mangel an Trainingszeit hat Michi das Fahrzeug relativ gut in den Griff bekommen und anständige Rundenzeiten hinlegen können. Rudolf hat sich vielleicht ein wenig zu oft in Zweikämpfen aufgerieben und musste danach mit den Konsequenzen leben. Man drückt oft ein Auge zu, manchmal auch ein zweites Mal...........aber irgendwann ist Schluß. Aber Rudolf sei entgegen zu halten – sag einem Rennfahrer er soll langsam fahren – das geht einfach nicht........
Sector
Hüllen wir darüber den Mantel des Schweigens. Große Ambitionen im Vorfeld – vielleicht auch ein wenig zu sehr auf die Vorjahresperformance verlassen und die Weiterentwicklung des Autos vernachlässigt. Die dann auftretenden Probleme im Training bzw. am Anfang des Rennens auf den Motor zu schieben..............Jungs, diese Rechnung geht nicht auf. Der Gripzustand der Strecke hat allen Teams diesmal eine irre Arbeit bei der optimalen Reifenbearbeitung bereitet. Und euer Fahrzeug ist nicht wirklich langsamer geworden – die anderen Teams haben halt nur ordentlich nachgelegt. Diesmal waren keine Rekordfahrten möglich – alle blieben sowohl von den Rundenzeiten als auch von der Gesamtrundenzahl unter ihren Erwartungen. Also – das könnt ihr besser – viel besser. Vielleicht ist die Blühtezeit vom Panoz aber auch schon abgelaufen ?
Der Rennbericht vom eigenem Team fällt natürlich am leichtesten – und deshalb auch etwas ausführlichsten aus. Aber vielleicht können die anderen Teams ihre Sicht der Dinge noch mit weiteren Stellungnahmen hier im Forum ergänzen. Aber kommen wir jetzt zum Team.........
Jägermeister
Nein – ich habe darauf nicht vergessen. Die oben erwähnte Kampfansage kommt von uns. Größenwahnsinnig ? Vielleicht ! Ehrgeizig ? Auf alle Fälle ! Ambitioniert ? Und wie !
Nach diesem Rennen sind wir erst so richtig auf den Geschmack gekommen. Okay – wir haben einfach das Meisterauto des Vorjahres kopiert. Das ist ja nicht verboten. Dieter hat hier wirklich ganze Arbeit geleistet und uns ein tolles Basisauto gebaut – Danke dir nochmals dafür.
Mac hat mich an diesem Wochenende auch mehrmals verblüfft. Das er Autos perfekt einstellen kann war mir bekannt – aber wie er sich selbst in das kleinste Detail verbeissen kann verdient meine Hochachtung. Wie selbst jeder Reifen einer Qualitätskontrolle unterzogen wird, jede Einstellung am Fahrzeug einzeln auf der Bahn probiert wird und die daraus resultierenden Konsequenzen gezogen werden, der Wackel solange überarbeitet wird bis alles leichtgängig geht – da habe ich wirklich eine Menge gelernt. Alleine schon ihm nur über die Schulter zu sehen und seine Fingerfertigkeit zu beobachten ist für mich „Gold wert“ und für die strategische Orientierung des Teams somit unbezahlbar.
Aber auch am Regler hat er sein Können gezeigt. Und auf Spur „BLAU“ ist er sicherlich eine Klasse für sich. Leider haben wir das Auto noch nicht ganz auf den von ihm gewünschten Fahrstil abstimmen können – aber das bekommen wir auch noch hin. Abgesehen von unserem Lichtausfall (das eine sehr lange Reparaturdauer nach sich gezogen hat) hatten wir beide als Brillenträger und als erstmalige Teilnehmer am Nightrace ziemliche Probleme mit der Orientierung beim Fahren ohne Licht. Die Reflektionen der Zeitnehmung sowie der beiden Computermonitore haben unsere Rundenzeiten schlagartig um eine Sekunde steigen lassen – wir konnten keine Bremspunkte mehr ausmachen. Also habe ich als Teamchef bestimmt, das Rennen alleine zu Ende zu fahren und Mac sofort in seine heiligen Hallen zu entlassen, um das Ersatzauto für das nächste Rennen zu überarbeiten.
Ich habe diese Entscheidung getroffen zum Wohle des Teams und als Wertschätzung für diese Serie. Ich denke, sich sofort um das nächste Fahrzeug zu kümmern und die für ein Privatteam nur spärlich vorhanden Ressourcen nicht in ein längst verlorenes Rennen zu investieren, rechtfertigt diese Entscheidung. Deshalb bin ich den letzten Lauf auch alleine zu Ende gefahren und habe die Ergebnisse auch gleich an Mac weitergeleitet, um sie sofort in das neue Auto einfliessen zu lassen.
Das Team Jägermeister steckt sicherlich sehr viel Herzblut in dieses Hobby – und als Neueinsteiger habe ich mangels Erfahrung sicherlich an vielen Fronten zu kämpfen und bin auf die Hilfe von euch Allen angewiesen. Und ja – man kann es nicht allen Recht machen. Ich für meinen Teil möchte dieses Team auf alle Fälle, nicht nur in dieser Serie, etablieren. Vielleicht könnt ihr dadurch eure Meinung ein wenig revidieren und gebt uns die Chance dazu, Fuß zu fassen.
Danke auch noch an Andi, der uns uneigennützig mit Rat und Tat unterstützt hat. Die am Samstag gelieferten Neuteile haben das Auto schlagartig verbessert. Ich mag ja noch gar nicht von der möglichen Performance mit einer gefederten Hinterachse träumen............Nein – jetzt versuchen wir einmal unter Ausschöpfung aller konventionellen Mitteln unser Fahrzeug zu verbessern. Ab sofort werde ich es auch bei den Bisonläufen einsetzen um auf Trainingskilometer zu kommen und mich mit dem Auto vertrauter zu machen. Und vielleicht sind die Top 3 dann doch nicht mehr so unrealistisch ?