Sie sind nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Slotcarforum. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

1

Dienstag, 26. Oktober 2010, 19:17

24 Std. LM - die Geheimakte

Alles begann 2009. einer der Ursteirer musste im letzten Augenblick absagen und ich wurde gefragt ob ich nicht wenigsten für die letzten 8 Stunden einspringen könne. Bin vorher noch nie auf C-Scheine gefahren aber ich tat mein bestes und übte sogar den steirischen Dialekt sowie Gösserbier trinken. Meine Steirerteamkollegen fragten mich nach dem Rennen ob ich nicht Lust hätte nächstes Jahr wieder mitzufahren. Ich sagte sofort zu bietete meine Dienste zum Fahrzeugbau an. Unser Einsatzfahrzeug war zwar nicht schlecht aber ich hatte das Gefühl da ging noch was. Gesagt getan.
Nachdem ich noch nie ein Fahrzeug für die C-Schiene gebaut habe musste ich mal herausfinden was funktioniert und was nicht. Ich nahm mir vor wie beim Bau eines Fahrzeuges für die Holzbahn vorzugehen. Ich habe natürlich den Aufwand wie immer unterschätzt. Es war nicht der Preis der verbauten Komponenten die dieses Projekt unbezahlbar machte sondern die Zeit die aufgewendet wurde.
Zirka 2 Monate vor dem 24h LM Rennen 2010 begann ich mit dem Karosseriebau und 1 Monat später mit dem Rest. 2 Trainingseinheiten (Samstag sowie Donnerstag) waren geplant und doch benötigte ich bis 13:00 vor dem Rennen um das Fahrzeug fertigzustellen.
Von meinem Stammklub in Tulln bin ich gewöhnt das Setups, techn. Daten sowie Neuentwicklungen weitergegeben werden und deshalb hier eine Zusammenfassung.

CHASSIS
Da ich unschlüssig war welcher der bessere Ansatz ist habe 2 Autos mit verschiedenen Chassis aufgebaut. Ein Schöler mit Tunigteilen und ein Metris MK4. Letztendlich waren beide gleich schnell. Jedes hatte Vor- und Nachteile. Z.B. ist das Schöler breiter und hat einen tieferen Schwerpunkt jedoch ist das Metris einfacher einzustellen und von der Fertigungsqualität höherwertiger.
Ich habe mich dann für das Metris entschlossen da es meines erachtens auf der C-Schiene bisher unterbewertet wurde.

VORDERRÄDER
Verwendet habe ich 20,5mm FAB-Felgen das diese sehr leicht und vor allem präzise sind. Aufgezogen wurden harte Sigmareifen auf 23mm Durchmesser geschliffen und mit Superkleber versiegelt. Dann mit immer feinerem Schleifpapier poliert und schlussendlich mit Chrompaste hochglanzpoliert sowie gewuchtet.
Am wichtigsten ist das die Reifen und vor Allem die Reifenkanten (leicht gerundet bzw. Kanten gebrochen) nach dem polieren noch Rund sind. Die meisten schleifen die Reifen zwar rund, versauen diese aber beim polieren und fahren dann mit polierten Laberln.
Unsere hatten als fertige eine Unwucht < 0,05mm.

LEITKIEL, SCHLEIFER
Dabei ging es um die Kombination Leitkiel-Leitkielhöhe-Schleifer. War sehr aufwendig. Getestet wurden folgende.
Leikiel: Gugu, Cahoza, Parma
Schleifer: SCB - kupfer scale 1:24/35
SCB - kupfer scale 1:24/40
SCB - verzinnt super down
SCB - verzinnt super small
SCB - silber super soft
SCB - silber super thin
Parma - Silber
Als beste Kombination hat sich herausgestellt
Cahoza standard Leitkiel - poliert, 0,8mm unten abgeschliffen, vordere und hintere Kanten stark gerundet
SCB verzinnt super down Schleifer
Leitkielmutter: Alu mit Teflonscheibe
Leitkielhöhe: 1,3mm Leitkieldrehpunkt vor Vorderachse: 10mm

FEDERUNG Die Federung hatte auf der C-Schiene nicht soviel Einfluss wie auf der Holzbahn. Trotzdem sind wir zu folgender Einstellung gelangt: Vorne und hinten weiche Federn. Federwegbegrenzer auf 1,0mm.

WACKEL Hängt von Karosserie und deren Gewichtsverteilung ab und war bei unserem Einsatzfahrzeug vorne und hinten 0,5mm.

ACHSEN, LAGER
Um die optimale Gewichtsverteilung zu erreichen kamen wir mit unserem Auto weit über dem Gewichtsminimum und haben daher Titanachsen eingesetzt. Diese sind zwar nicht so wuchtig wie Sigma Achsen aber wir ersparten uns 4,5gramm. Achsen wurden auf hochglanzpoliert.
Verwendet wurden die Qualitätslager aus meinem Shop, in Aceton eingelegt und mit Bremsenreiniger gewaschen. Gleichlaufende Lager im Paar mit Patex-Repair eingeklebt. Ist zwar bei Metrisachshalter nicht notwendig aber bei einem 24h Rennen wollte ich auf sicher gehen.

MOTOR, ZAHNRAD, RITZEL, KABEL
Wir habe 4 verschiedene Motoren getestet. 2 waren RTR-Fox 10 Motoren und die anderen beiden (auch Fox 10) konnte ich nur kurz einlaufen lassen. Einer war um eine Spur besser aber hatte schon viele Stunden am Rotor so wurde er unser Ersatzmotor. Der zweite RTR kam in das Einsatzfahrzeug.
Kabel: 0,25 quatr. PVC hochflexibel mit versilberten Anlötclips
Ich verwende eigentlich ausschließlich JP-Gear Zahnräder. Haben seit zirka 1 Jahr eínen sehr guten Rundlauf. Wir haben schon viele Kombination von Zahrad-Ritzel getestet und JP-Gear it Slot-IT hat sich als beste herausgestellt. Also:
JP-Gear Zahnrad: 43z
Slot-IT Ritzel: 10z M50 5,5

ANDERE TECHN. DATEN
Spurbreite: Kann man nur in Kombination mit der Reifenbreite testen. Wir fuhren eine Reifenbreite von 15mm. Ich habe bin auf die max. Spurbreite von 85mm gegangen und habe dann reduziert. 80mm hat sich als ideal herausgestellt.
Spurabstand: 113mm
Parallelitätsabweichung Vorder-Hinterachse: < 0,1mm
Wegstrecke: ca, 20mm
Bodenfreiheit vorne: 1,5mm
Bodenfreiheit hinten: bis zu 2,2mm, wir hatten verschieden große Reifendurchmesser
Karosseriegewicht-Gewichtsverteilung: 61gramm, 46%:54%
Chassisgewicht-Gewichtsverteilung: 126gramm, 41%:59%
Gesamtgewicht-Gewichtsverteilung: 187gramm, 43%:57%

REIFEN
Gottseidank musste ich keine Reifen herrichten. Meine Teamkollegen waren darin mehr als Experten. Sie zauberten Reifen zutage für die ich meinen Steirerhut ziehe. Wir verwendeten verschiedene Felgen aber nicht das Fabrikat sondern der Felgendurchmesser machte den Unterschied. Am besten gingen die mit dem kleinsten Felgendurchmesser d.h. mit dem meisten Gummi auf der Felge.

Ich hoffe ich habe nichts wesentliches vergessen und freue mich schon auf nächstes Jahr.

lg.

Josef

mmm

Fortgeschrittener

Beiträge: 298

Wohnort: Niederösterreich

Beruf: Unternehmer

  • Nachricht senden

2

Dienstag, 26. Oktober 2010, 20:48

@ Joe: Und da soll noch mal einer sagen, dass die Profislotter ihre Geheimnisse und Erfahrungen nicht preisgeben, tolle Aktion von Dir!

Dann plaudere ich auch noch etwas aus dem Nähkästchen, und zwar das Fahrerische:
Auf Holz ist es nicht so schlimm, wenn man mal eine Kurve driftet, da verliert man nur ein bisschen Zeit und hat schlimmstenfalls ein paar Kurven lang etwas Schmutz auf den Reifen. Aber nicht mehr.
Auf Carrera sieht die Sache schon gaaaanz anders aus: Wie wir wissen, funktionieren die Reifen nur solange wirklich gut, solange die Reifenoberfläche superglatt poliert ist. Ist die Oberfläche hin, sind die Zeiten hin. Also ist es megawichtig, das Auto wirklich gerade zu halten, also nicht den leisesten Drift zu fahren. Jeder Drift schmerzt, nicht wegen des verlorenen halben Zehntels, sondern wegen dem Schaden am Reifen. In Zeiten ausgedrückt heisst das ca. 1 bis 2 Zehntel vom Möglichen wegzunehmen, um die gerade Linie fahren zu können. Dadurch hielten unsere Reifen sehr lange sehr gut, abhängig von der Güte des Reifensatzes und der Politur.

Als Beispiel ein Lauf auf Spur 5: 8.7 / 8.8 ist drin mit frischen Reifen. Geschwindigkeit wird gewählt auf ca. 8.9 / 9.0. Das hält der Reifen 30 bis 45 Minuten durch (Ausdauerfahrt). Dann merkt man, dass es immer schwieriger wird, das Auto gerade zu halten, um dieselben Zeiten zu fahren. Dann wird es irgendwann Zeit, zu entscheiden, wann der Reifen "ausgelutscht" wird, also fahren was das Zeug hält, Driften wenn nötig, das kann bis zu 30 Minuten dauern. Wenn man dann keine Zeiten mehr halten kann, ist es Zeit zu wechseln.

Ein Beispiel auf Spur 1: 45 Minuten konnte ich auf Ausdauer fahren, dann 15 Minuten mit großer Mühe, wollte bei Zeiten von 9.4 einen Reifenwechsel in Erwägung ziehen. Machte mir dann mit dem Team aus, den Reifensatz "auszulutschen". Das dauerte weitere 30 Minuten. Ich setzte mir die Grenze, dass wir den Satz wechseln, wenn ich die 9.4 nicht mehr fahren kann oder wenn es mich raushaut, weil ich zu sehr am Limit bin. Heisst: 45 Minuten fahren wia a woama, 15 Minuten a bissl Anstrengung, 30 Minuten wie im Qualify.

Hintergrund: Ein Reifenwechsel kostete uns ca. 5-7 Runden = 50 bis 70 Sekunden. Wenn man annimmt, dass man mit einem frischen Reifensatz 0,5 Sekunden schneller ist, braucht man somit 100-140 Runden, um 50 Sekunden Pitstop aufzuholen. 140 Runden sind 1400 Sekunden = 23 Minuten. Also wenn ein Reifensatz nur 23 Minuten lang Top-Zeiten hält, bringt der Wechsel nichts. Also ist es wichtig, den Reifen lange am Leben zu erhalten.

Der Grund, warum ich das hier schreibe ist, dass ich es bei keinem anderen Team germerkt habe, dass auf Ausdauer gefahren wurde. Gerade wenn wir mit unserem Auto in der Nähe eines anderen waren, konnte man den Unterschied in der Linie deutlich erkennen (wenn wir auf Ausdauer fuhren). Von aussen hat das natürlich auch so ausgesehen, als würde das Auto abartig gut liegen, weil es wie auf Schiene fuhr. Aber es war nur sauberes Fahren...

Ich hoffe, damit kann auch jemand etwas anfangen...

Bis dann,

mmm

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »mmm« (26. Oktober 2010, 21:07)


Schneck

Fortgeschrittener

Beiträge: 238

Wohnort: Wien

Beruf: Housemanager

  • Nachricht senden

3

Samstag, 30. Oktober 2010, 09:03

Joe & Mmm

BRAVO Ihr Beiden!!!

Habe noch selten so gute Berichte gelesen wie eure Beiden.


Keine Geheimnissgräberei, alle Infos weitergeben!!!


E I N F A C H T O L L ! ! ! !

=)