@ Joe: Und da soll noch mal einer sagen, dass die Profislotter ihre Geheimnisse und Erfahrungen nicht preisgeben, tolle Aktion von Dir!
Dann plaudere ich auch noch etwas aus dem Nähkästchen, und zwar das Fahrerische:
Auf Holz ist es nicht so schlimm, wenn man mal eine Kurve driftet, da verliert man nur ein bisschen Zeit und hat schlimmstenfalls ein paar Kurven lang etwas Schmutz auf den Reifen. Aber nicht mehr.
Auf Carrera sieht die Sache schon gaaaanz anders aus: Wie wir wissen, funktionieren die Reifen nur solange wirklich gut, solange die Reifenoberfläche superglatt poliert ist. Ist die Oberfläche hin, sind die Zeiten hin. Also ist es megawichtig, das Auto wirklich gerade zu halten, also nicht den leisesten Drift zu fahren. Jeder Drift schmerzt, nicht wegen des verlorenen halben Zehntels, sondern wegen dem Schaden am Reifen. In Zeiten ausgedrückt heisst das ca. 1 bis 2 Zehntel vom Möglichen wegzunehmen, um die gerade Linie fahren zu können. Dadurch hielten unsere Reifen sehr lange sehr gut, abhängig von der Güte des Reifensatzes und der Politur.
Als Beispiel ein Lauf auf Spur 5: 8.7 / 8.8 ist drin mit frischen Reifen. Geschwindigkeit wird gewählt auf ca. 8.9 / 9.0. Das hält der Reifen 30 bis 45 Minuten durch (Ausdauerfahrt). Dann merkt man, dass es immer schwieriger wird, das Auto gerade zu halten, um dieselben Zeiten zu fahren. Dann wird es irgendwann Zeit, zu entscheiden, wann der Reifen "ausgelutscht" wird, also fahren was das Zeug hält, Driften wenn nötig, das kann bis zu 30 Minuten dauern. Wenn man dann keine Zeiten mehr halten kann, ist es Zeit zu wechseln.
Ein Beispiel auf Spur 1: 45 Minuten konnte ich auf Ausdauer fahren, dann 15 Minuten mit großer Mühe, wollte bei Zeiten von 9.4 einen Reifenwechsel in Erwägung ziehen. Machte mir dann mit dem Team aus, den Reifensatz "auszulutschen". Das dauerte weitere 30 Minuten. Ich setzte mir die Grenze, dass wir den Satz wechseln, wenn ich die 9.4 nicht mehr fahren kann oder wenn es mich raushaut, weil ich zu sehr am Limit bin. Heisst: 45 Minuten fahren wia a woama, 15 Minuten a bissl Anstrengung, 30 Minuten wie im Qualify.
Hintergrund: Ein Reifenwechsel kostete uns ca. 5-7 Runden = 50 bis 70 Sekunden. Wenn man annimmt, dass man mit einem frischen Reifensatz 0,5 Sekunden schneller ist, braucht man somit 100-140 Runden, um 50 Sekunden Pitstop aufzuholen. 140 Runden sind 1400 Sekunden = 23 Minuten. Also wenn ein Reifensatz nur 23 Minuten lang Top-Zeiten hält, bringt der Wechsel nichts. Also ist es wichtig, den Reifen lange am Leben zu erhalten.
Der Grund, warum ich das hier schreibe ist, dass ich es bei keinem anderen Team germerkt habe, dass auf Ausdauer gefahren wurde. Gerade wenn wir mit unserem Auto in der Nähe eines anderen waren, konnte man den Unterschied in der Linie deutlich erkennen (wenn wir auf Ausdauer fuhren). Von aussen hat das natürlich auch so ausgesehen, als würde das Auto abartig gut liegen, weil es wie auf Schiene fuhr. Aber es war nur sauberes Fahren...
Ich hoffe, damit kann auch jemand etwas anfangen...
Bis dann,
mmm
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »mmm« (26. Oktober 2010, 21:07)