Rennbericht
Freitag, 14.8. (Training):
18.00 Uhr: 4 von 5 Teams finden sich zum Training ein. Eifrigst werden Antworten gesucht: Welche Reifen werden es werden? Wie das Setup?
Glücklich das Team Metris: Selbst das Einsatzfahrzeug darf noch gewählt werden, aus dem ursprünglich genannten Audi R8LMS wird doch ein Nissan R 390.
Abwesend bleibt bis zum Ende kurz nach 24.00 Uhr das Team TTTC, deren Fahrzeug trotz 3wöchiger Vorbereitung doch noch nicht ganz fertiggestellt ist.
Die Strapazen der letzten Tage zeigen sich auf der (Personen)Waage: habe 2 kg verloren...
Samstag, 15.8.:
10.00 Uhr: Full House. Alle Teams trainieren. Anspannung pur. Letzte Chancen, noch etwas zu verändern.
Mittag: Essen wird geliefert. Verführerischer Geruch. Glücklich können sich diejenigen schätzen, die jetzt etwas essen können.
Ich versuche es - und bringe nichtmal ein halbes Gulasch runter. Roland Tögel geht es ebenso. Da sagt er zu mir: "Ich möchte so ruhig sein, wie Du jetzt aussiehst".
Also entweder meint er das ironisch, oder meine Nervosität ist wirklich nicht zu sehen.
Motorenausgabe. Wir haben die Möglichkeit, Drehmoment- und Leistungskurven der beiden gezogenen Motoren am Computer zu sehen. Für uns ist klar, welcher Motor eingesetzt wird.
13.00: Auto zur technischen Abnahme. Bei allen Teams ohne Probleme, nur das um 5 Gramm reduzierte Kampfgewicht für offene Fahrzeuge, welches nicht jedem bewusst war, lässt Raum für etwas Diskussion.
Auto ist im Parc Fermé. Plötzlich legt sich die Anspannung. Denn jetzt kann man nichts mehr machen. Warten auf die Qualifikation.
13.45: Qualifikation. Die Strecke wurde seit mehr als einer halben Stunden nicht mehr befahren. Schmutz ist zu erwarten. Eine Minute ist für die Qualifikation Zeit. In dieser einen Minute wird nicht nur gefahren,
sondern Reifen abgezogen und VooDoo auf die Schleifer getropft.
14.15: Start, 1. Lauf. Nun wird klar, was hier abgeht. Heizen auf höchster Stufe. TTTC erarbeitet sich knappen Vorsprung auf die Slotangels, etwas mehr Abstand, aber dennoch jede Chance, hat Team Metris. Unerwartet wenige Crashes!
Es geht sehr ruhig zu. Leider rutscht das Fahrzeug des Team ARZD einen Meter vor dem Auto des Teams Rennbahncenter (RBC) aus, RBC wird in diesem Moment von mir selbst pilotiert. Trotz Vollbremsung bohrt sich unser GT One in das Heck des Dome. Folge: hörbar ist etwas am Dome nicht in Ordnung.
Mehr als 50 Runden verliert Team ARZD durch Reparaturen. RBC nun auf Platz 4 - Chancen! Wie lange können wir den "Vorsprung" halten? Hier wird wirklich klar: 24 Stunden sind lang - vieles kann passieren!
2. Lauf: Irgendwie komisch. Scheinbar werden die Zeiten nicht besser. Slotangels legen deutlich zu. Wann kommt der "Supergrip"? Wir sollen auf die Nacht warten...
Nun macht auch Team RBC Erfahrungen mit Reparaturen. Ausgerutscht und aufgegabelt verabschiedet sich unser Heckflügel. Es wird nicht der letzte Pitstop sein, wo mit Superkleber und Aktivator gearbeitet wird.
Abend. Dämmerung. Müdigkeit als Folge der Strapazen der letzten Tage. Die ersten Fahrer legen sich "zu Bette". Es ist uns klar: Wir müssen etwas schlafen. Aber können wir schlafen?
Wir wechseln das erste Mal unsere Reifen. Erwartungsgemäß schlechtere Rundenzeiten. Was solls. Schlafen oder ausruhen versuchen. Es wird schrittweise dunkel.
Etwas ist passiert im Team Metris: Der Motor, der anfangs relativ schwach war, beginnt "wach" zu werden. Im direkten Duell ist ein Wahnsinnsbiss beim Rausbeschleunigen zu sehen.
Auch ein Streckenposten kann mal unachtsam sein. Da kann es schon mal passieren, dass auch ein relativ ruhiger Klaus Aschauer alias Archie mal seine Stimme deutlicher auf einen Streckenposten richtet...
3. Lauf: Nacht. Diejenigen, die im Auto schlafen, müssen den Lärm der Slotcars nicht ertragen. Ich treffe Alex Sattler im ersten Stock. Scheinbar schlafend. Später sagt er mir, dass er nicht schlafen konnte. Das Gequietsche von 5 Autos ist im ersten Stock so gut zu hören wie unten. Das Schnarchen anderer (schlafender) Fahrer fördert auch nicht unbedingt das eigene Einschlafen. Bei jedem "Bumm" schaltet sich der Verstand ein. Welche Spur fahren wir? Wie stark was das "Bumm"? Welche Spur sagt der Fahrer (um dem Streckenposten die einzustellende Spur anzusagen)?
Etwas später: Ich muss fahren. Stockdunkel. Neben mir Mac. TTTC und Slotangels fahren Fabelzeiten. Mac dreht sich zu mir und sagt: "Die spinnen! Die fahren jetzt schneller als am Tag!" Nun kommt die Motivation. Wer schafft die schnellste Zeit im Rennen? Ein Schlagabtausch. Mike Lang gegen Lala. Mike Lang fährt wie besessen 8.9er Zeiten, und kommt nicht an Lala ran. Dann 8.8er Zeiten. Aber Lala fährt niedrige, Mike hohe 8.8er. Kein rankommen. Die Krönung von Lala: "Mike, jetzt brauchst schon a 8.6er Zeit!"
Slotangels nun auf Platz 1, gefolgt von TTTC. Team Metris sieht keine Chancen mehr auf Platz 1 oder 2.
Schlafen versuchen. Im Schlaf plötzlich Stille. Autos fahren nicht mehr. Eine der zufälligen technischen Kontrollen. Die Uhr zeigt 4:40. Welche Bodenfreiheit haben wir? Wir müssten schon ziemlich am Ende sein. Ich höre: 0,98 Millimeter. Was? Noch so viel? Scheinbar waren auch andere Teams positiv überrascht! Also wieder etwas Entspannung...
4. Lauf: Es ist wieder hell. Slotangels bauen ihren Vorsprung aus. Team RBC holt deutlich auf ARZD auf. Unser dritter Reifensatz geht sensationell. Und wir sind schneller. Und sicherer. Jetzt macht es richtig Spaß - denn jetzt können auch wir überholen!
Aber gegen Mike Lang von Metris gibt es keine Chance. Immer wieder werde ich überrundet. Ich versuche Platz zu machen. Aber wie ein Magnet werden siehen sich unsere Autos an. Ist er neben mir, fliegen wir beide raus. Ist er vor mir, fällt er raus und blockiert meine Spur.
5. Lauf: Ein "Quickie" von nur 16 Minuten pro Spur. Am Ergebnis wird sich nichts mehr ändern. Oder doch? Was ist, wenn wir am Ende zu niedrig sind? 150 Runden Strafe? Also bereiten wir alles vor, um wenige Minuten vor Rennende die Höhe zu kontrollieren und Reifen zu wechseln.
Roland Tögel spricht mich an: "Braucht Ihr Euer Werkzeug?" Warum? Er will auch checken. Er sagt, dass alle checken werden. Wir checken zuerst. Höhe nur knapp unter 0,9 mm, also fahren wir die wenigen Minuten fertig. Kein Reifenwechsel nötig. Das Auto des Teams TTTC kommt rein. Roland will Reifenwechsel vorbereiten. Ich sage: "Miss die Höhe, vielleicht musst Du nicht wechseln".
Roland misst, Höhe passt. Kein Wechseln. Er sprintet zur Bahn und macht - vielleicht habe ich ihn durch meine Aussage verwirrt - einen folgenschweren Fehler: Er stellt das Auto in die falsche Spur. Wenn ich mich richtig erinnere war es Dieter, der nun 2 Autos pilotierte. Und das anfangs gar nicht mal so schlecht... Nach der "Pitlane" gibt es 2 Kurven. Da ist das TTTC Auto noch durchgekommen.
Danach folgt die lange, lange, Gerade. Und am Ende der Geraden wurde das Fahrzeug dermaßen in die Bande gesetzt, dass sich die Karosserie vom Chassis löste. Roland repariert, Auto fährt weiter. Alles in Ordnung. Wirklich?
14.15: Ende des Rennens, technische Abnahme: Herr slotengineer Andi Tögel lässt alle Fahrzeuge öffnen. Keine Beanstandungen, außer eine: Das Auto des Teams TTTC bringt nur 199 Gramm auf die Waage. Es war die Folge des vorigen Crashes, bei dem Teile abbrachen, die nun auf der Gewichtsbilanz fehlen. 150 Runden Strafe. Dadurch schafft es das Team Metris doch noch auf Platz 2!
Es war ein tolles Rennen, anstrengend und erkenntnisreich. Gute Laune, schlechte Laune, Nervosität - alles war dabei. Es ging auf jeden Fall super fair zu, aber auch sehr ehrgeizig. Eine Stunde fahren hört sich viel an - aber einige konnten wohl nicht genug kriegen und fuhren sogar mehr als einen Stundenturn hintereinander!
Also dann, bis zum nächsten 24er!
Michael =)
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »mmm« (17. August 2009, 13:23)